leverbarabra
„Gut leben ohne viel zu haben“

Ich habe mich gefragt was ist der Unterschied zu einem „einfachen Leben“ und einem „guten Leben ohne viel zu haben“? Letzteres kommt für mich ohne die Begriffe Verzicht, Mangel, Entbehrung und Einsam-keit aus. Stattdessen basiert „das gute Leben ohne viel zu haben“ für mich auf einen neu gedachten Wohlstand, der sich durch Nachhaltigkeit, Verbundenheit mit dem Ganzem und dem Ausdruck individueller Bedürfnisse auszeichnet.
Meinhard und ich begeben uns auf einen neuen Pfand ganz unter der Prämisse „einfach gut leben“. Wir beginnen unseren Träumen zu folgen , denn im Laufe der letzten Jahre sind uns kontinuierlich die Gründe ausgegangen uns vor der Umsetzung derer zu drücken. Scheinbare Verantwortlichkeiten gegenüber der Gesellschaft haben wir erfüllt und es gibt für uns nichts mehr auszuhalten, durchzudrücken oder zu erledigen. Wir haben beide die höchsten Bildungsabschlüsse, die man erwerben kann. Wir haben unsere Eltern stolz gemacht und haben erfüllt was eine gute Tochter und ein strebsamer Sohn in einer konventionellen Familie erfüllen. Weithin sind wir zahlreichen Lohnarbeiten nachgegangen und waren sogar unternehmerisch tätig, entsprechend dem Zeitgeist. Als gelernte, weltoffene und kritische BildungsbürgerIn protestieren wir im Rahmen. Dazwischen essen wir gerne gut, leben allgemein in Maßen gesund (die WHO wäre zufrieden) und dieses Jahr ist unser erstes Kind geplant und sehr gewollt zur Welt gekommen. Klingt nach einem gelungenem Lebensentwurf, wo man doch nur zufrieden sein könnte, nicht?
Und ja wir waren lange zufrieden und hatten stets Ja gesagt zu all diesen Dingen. Sie haben uns glücklich und stolz gemacht, haben uns einen Platz zugewiesen - wir fühlten uns gebraucht und beschäftigt.
Doch da ist noch was. Etwas in unserem Inneren, es drückt und möchte heraus. Es sind unsere geheimsten Träume, die wir teilweise schon seit Kindheitstagen mit uns tragen. Es sind Herzenswünsche, die wir nur in ganz vertrautem und sicheren Rahmen mit anderen teilten und bis jetzt als Schnapsideen von uns selbst abgetan wurden. Sie waren soweit weg, sodass wir eine Umsetzung als unrealistisch empfanden und bis vor kurzem war eben auch etwas anderes doch noch wichtiger.
Vor nicht allzulanger Zeit fragten wir uns dann ernsthaft: Wie lange wollen wir noch warten, bevor wir uns für unsere Herzenswünsche in Bewegung setzen? Wann, wenn nicht jetzt? Wie viel Lebenszeit wollen wir noch verleben?
Tja, und jetzt ist es soweit. Die Welle in uns kann nicht mehr aufgehalten werden. Da gibt es keine Eltern mehr die protestieren, höchstens skeptisch sind und hilfreiche Fragen stellen, keine Arbeit mehr die uns hält, keine schöne Wohnung in Innenstadtlage, die uns reizt, kein Sonntagsspaziergang der lange genug wäre um uns zu befriedigen. Ganz im Geheimen hat sich unsere Auffassung von Wohlstand und das eines guten Lebens geändert.
Ich schreibe diese Zeilen gerade in einer Ferienwohnung in Südtirol mit eigener Sauna, riesiger Badewanne und verglastem Rundumblick auf die umliegenden Berge; nach einer Urlaubswoche mit feinstem Essen. Und es scheint absurd zu sein, nicht überglücklich, ja erfüllt zu sein von diesem Reichtum und Luxus, aber wir vermissen etwas. Es fehlt was, trotz überwältigender Dankbarkeit welchen Luxus wir hier genießen dürfen und welches Privileg wir haben.
Somit machen wir uns jetzt auf und kommen in Bewegung für unsere Herzenswünsche!
- Angela -