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"Von wo aus die Reise weiter geht"



...19 Jahre, frisch von der Ausbildung, ein solider Job im technischen Bereich, durchaus reizvoll, aber nach fünf Jahren reicht´s dann auch wieder.


Ich beschließe aus vollem Herzen heraus, keine Tiere mehr zu mir zu nehmen, also aufzuessen meine ich. Warum? Weil ich begonnen habe darüber nach zu denken, was ich denn da eigentlich esse. Und dann geht’s einfach nicht mehr anders.


Studium. In dieser Atmosphäre von Freiheit wächst Selbstvertrauen. Ich gehe kaum ungeschminkt ausser Haus und lebe doch weiter hinter einer Maske.

Ich richte mir aus Lust an der Sache eine kleine, feine Restaurierwerkstatt ein und entdecke zum ersten mal, wenn ich meine Zeit in Euro verrechne, bleibt ein Teil der Freude auf der Strecke. Umrechnungskursverluste quasi!


Meditation, ich gehe ins Kloster, ein paar Monate. Oh Gott oder Buddha? - ich will gar nicht mehr weg. Wahrscheinlich das beste soziale Netz, das ich je erlebt habe. Einzig: ich möchte einmal Familie leben!


Ein Stück weiter erwacht, geheilt und lebensfroher dann Tischlerlehre und traumhafte Zeiten in der Natur.

So und jetzt aber: ich geh reisen und will meinen Platz finden. Am besten in einer ökologischen Lebensgemeinschaft, nachhaltig! – ach ja, mittlerweile vegan, eh klar, hab ja nicht aufgehört nachzudenken was ich esse.


Hm, Platz gefunden, aber anders wie geträumt.


Ich leite eine Tischlerei in einer Therapiestation für Suchtkranke. Schwere Kost! Wer glaubt eigentlich jemand anderen therapieren zu können? Wer ist Klient und wer Therapeut? Am Ende dann, zum ersten mal die Erfahrung von Burnout. Ich kann nicht mehr!


Ein neues Leben muss her! Mit anderen Menschen gemeinsam einen Hof kaufen, am Land und am besten Selbstversorgung, raus aus dem Rad! - Hah, von wegen, das Rad hat bloß andere Gesichter. Und sein Essen selber anbauen ist mindestens genauso mühsam wie Geld zu verdienen für den Supermarkt. Und einen Hof renovieren viel anstrengender als einmal die Woche die Wohnung zu saugen.

Und warum verhetscheln wir Kulturpflanzen und investieren unsere Energie darin, wenn die Natur sowieso so viel am Speiseplan hat – von Haus aus, ohne unser zutun?

Also, rohvegan, irgendwo zwischen Süddeutschland, Spanien und Portugal unterwegs.


Neuer Versuch, neue Gemeinschaft, anderes Motto.


Aber jetzt! Lebe deine Berufung! Ich tue es, vier Jahre lang bauen wir eine Firma auf und wahrscheinlich die besten Jurten am Markt. Tag und Nacht, non stop. Alles feinste Handarbeit und öko sowieso, sei die Veränderung die du in der Welt sehen möchtest! Es ist geil! Erfolg, Unternehmertum, Aussöhnung mit Geld und die Erfahrung, dass es tatsächlich darum geht, dass es im Fluss bleibt. Wachstum, mehr, schneller, effizienter, erfolgreicher, twentyfourseven, erschöpft, lustloser, irgendwie doch an der Sache vorbei. Die Ernüchterung kehrt zurück.


Vor zwei Jahren, 31.12.2016 Silvester mit Polarlichtern anstelle Raketen irgendwo in Norwegen. Sch***! Der Traum lässt sich einfach nicht mehr weiter verdrängen. Zum ersten mal höre ich mich nicht mehr sagen: Ich möchte in den Norden rauf gehen, sondern ich gehe!


Aber wie soll sich das mit meinem restlichen Leben – äh, also meiner Firma, vereinbaren lassen? Ein paar Monate später, die Träume schon wieder in gewohnter Manier vergessen, plötzlich erschrecken dass mein Denken irgendwie nicht so recht mehr funktionieren will, irgendwas ist anders. Komisch im Kopf. Wieder Burnout? Oh f***, Alarmglocken! Nein, ich hör nicht erst auf mit einem Arbeitsunfall. Nein, diesmal bin ich Herr der Lage! Jetzt ist die Zeit aufzuhören!!


Und Anzufangen:

Anzufangen die Träume zu leben, die mich seit Kindestagen fast durchgehend begleitet haben, die sich einfach nicht und nicht unter kriegen lassen. Wie lange noch Leben verleben? Worauf noch warten? Das Leben ist ein riesen Spielplatz und es geht darum uns aus zu probieren, so viele Fasetten, so viele Schauplätze, schade um jeden ungelebten Lebenstraum!


Anmerkung: gute Teile dieses Weges, und noch viel weiter zurück, waren mal schwere, mal leichtere Depressionen meine Begleiter. Irgendwann habe ich dann verstanden: sie sind der beste und wertvollste Kompass, ob mein Leben auf Kurs ist oder nicht.


Im Mai kam unsere über alles geliebte Tochter zur Welt. Leben wird sie mit uns auf vier Rädern, später dann dazu in der Jurte, immer gen Norden.


- Meinhard -


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